sbrockmann 052017Die 15-jährige Sportlerin des TV Löhne-Bahnhof bejubelt bei den Westfälischen Meisterschaften einen Dreifach-Triumph - Nina Wältz wird Vizemeisterin im Hochsprung.

Es war ein verrückter und gleichzeitig unglaublich erfolgreicher Tag der Löhner Leichtathletinnen. Denn dieser Tag war in der rund 50-jährigen Trainer-Laufbahn von Karl-Heinz "Kalle" Held schon irgendwie einmalig. Denn er begann mit einem Marsch durchs Kornfeld (siehe extra Bericht auf dieser Seite) und endete mit mehreren Erfolgserlebnissen. Die Löhner Leichtathletinnen marschierten durch ein Kornfeld, Trainer "Kalle" Held harrte im Auto auf der Autobahn aus. Der Verkehr wurde nach etwa einer Stunde in die Gegenrichtung umgeleitet und der Trainer erreichte mit Navi gesteuert noch rechtzeitig das Stadion, um Sarina Brockmann auf den Wettkampf vorbereiten zu können.

Der Zeitplan war nach hinten gelegt worden, da zu viele Athleten von der Autobahnsperrung betroffen waren. Und dann begann endlich der Sport und einhergehend die Show der Sarina Brockmann vom TV Löhne-Bahnhof. Gegen alle Gewohnheiten hatte der Trainer für diesen Tag eine ungewohnte Disziplinauswahl getroffen, da Sarina für die meisten Disziplinen die Qualifikationsnorm erzielt hatte.

Ziel dieser Auswahl war einerseits die Gewinnoptimierung und zweitens die Auslotung der Ergebnisse für größere Aufgaben. Und das klappte optimal.

In ihrem zweiten Rennen über die 300 Meter pulverisierte die 15-Jährige ihre persönliche Bestzeit und schob sich in 40,98 Sekunden auf Platz vier der diesjährigen Bestenliste in Deutschland! Und das ohne spezielles Training. Ziele 1 und 2 waren erreicht. Sarina Brockmann holt den ersten Titel und für den Trainer ist klar: "Bei den Deutschen Meisterschaften startet Sarina eben auf dieser Strecke und dann läuft sie im Endlauf um die 40 Sekunden." Nach diesem grandiosen Sieg wurde es für den Trainer und die Mädels hektisch. Sarina wurde von "Kalle" Held zum Masseur komplimentiert, Nina Wältz, die auf den Hürdenlauf über 300 Meter verzichtet hatte, startete im Hochsprung und Sarina absolvierte dann sofort den Weitsprung und den Hürdenlauf mehr oder weniger gleichzeitig. Und so hastete der Trainer von einer Sportstätte zur anderen.

Nina Wältz lieferte einen klasse Wettkampf ab und absolvierte ihre Höhen fast alle im ersten Versuch. Technisch perfeknwaeltz 052017t und ohne Unsicherheiten. Völlig überraschend errang sie mit 1,57 Meter den westfälischen Vizetitel trotz eines leichten Handicaps. Der rechte Oberschenkel musste getaped werden. Sina Brockmann lieferte zwei mittelprächtige Weitsprungversuche mit knapp über fünf Meter ab, wechselte dann zum Hürdenlaufen, gewann ihren Vorlauf knapp in 12,40 Sekunden, sprang danach 5,09 Meter weit und erreichte so als Beste den Endkampf. Dann ging es wieder zum Hürdenlauf. Sarina befolgte die Tipps des Trainers "Konzentration auf den ersten Schritt aus dem Block und dem letzten vor der ersten Hürde, dann kannst du nur gewinnen" aufs Wort und rannte in persönlicher Bestzeit von 12,14 Sekunden als Siegerin über die Ziellinie. Das war der zweite Titel und das nach einem 300-Meter-Lauf mit reichlich Laktat in den Beinen.

Aber es sollte noch besser kommen. Bereits nach ihrem fünften Versuch im Weitsprung stand Sarina Brockmann als dreifache Westfalenmeisterin fest. Aber wer die Athletin kennt, der weiß, da kommt noch was. Und tatsächlich legte Sarina dann noch einen tollen Satz hin, um mit 5,25 Meter zu zeigen, wer Herrin im Weitsprung ist.
Die Bilanz nach diesem Wettkampftag lautete bei den Löhnern: Ein verrückter Tag mit einer überragenden Ausbeute. "Gut dass es kein Tag im Kornfeld war, sondern nur ein Marsch durchs Kornfeld", scherzte Trainer Karl-Heinz "Kalle" Held.

Ab durch das Kornfeld
Es ist verrückt, aber wahr: Aufgrund der Vollsperrung der A1 auf dem Weg nach Recklinghausen am Sonntag, 11. Juni, sah das Löhner Trio, bestehend aus den Athletinnen Sarina Brockmann, Nina Wältz und eben Trainer Held, schon den Start bei den Westfalenmeisterschaften in weite Ferne gerückt. Start für die 300 Meter laut Zeitplan für die Westfalenmeisterschaften war um 10.50 Uhr. Und nun stand das Trio gegen 9 Uhr auf der Autobahn 500 Meter vor der Ausfahrt. Und dieser Stau sollte nach Aussage der Polizei noch eineinhalb Stunden dauern.

Erste Maßnahme der Löhner: Das Einlaufen fand auf der Autobahn statt. Aber das war natürlich keine Lösung.kornfeld
Zweite Maßnahme: Versuchen die Autobahn zu Fuß über die Ausfahrt an der Unfallstelle vorbei zu verlassen. Die Polizei ließ das verständlicherweise nicht zu.
Dritte Maßnahme: Zu Fuß durchs Kornfeld zum nächstgelegenen Bauernhof. Eine kleine Gruppe von Athleten, es waren die Stabhochspringer der LG Lippe Süd und die TVler, machten sich auf den Weg. Die Lipper mit den Stabhochsprungstäben auf dem Rücken. Ein tolles Erlebnis, das keiner der Betroffenen so schnell vergessen dürfte. Und die Mission gelang aber nur aufgrund der Tatsache, dass sich die überraschten Anwohner sofort bereit erklärten, die Athleten zum Stadion zu fahren. Kostenlos!